Von Arten und Sorten in der Taxonomie
Systematik – Verbinden von Phylogenie und Klassifizierung
Systematik bezeichnet das Studium der biologischen Vielfalt in einem evolutionären Kontext. Im Zentrum steht dabei die stammesgeschichtliche Entwicklung (Phylogenie) dieser Vielfalt an sich und der Verwandtschaftsgruppen auf allen Ebenen der biologischen Systematik. Organismen werden daher nicht durch ihre Ähnlichkeit, sondern aufgrund ihrer Verwandtschaft geordnet.
Die Taxonomie ist ein Inhalt der Systematik und bezweckt das Benennen und Klassifizieren von Arten und Artengruppen in einem hierarchischen System.
Diese wird grob in sieben absteigende Ebenen oder Rangstufen eingeteilt:
Reich > Abteilung (Stamm) > Klasse > Ordnung > Familie > Gattung > Art.
Der Artbegriff ist keine einheitliche biologische Definition. Es gibt zahlreiche Artkonzepte wie den biologischen Artbegriff, der so definiert ist, dass sich Organismen der gleichen Art unter natürlichen Bedingungen kreuzen können und fruchtbare Nachkommen hervorbringen können. Andere Artkonzepte beziehen sich auf gemeinsame anatomische und morphologische Merkmale, wobei Arten anhand charakteristischen gemeinsamen Artmerkmalen bestimmt werden.
Trivialnamen wie Tulpe oder Schafgarbe können mehrdeutig sein, weil es von diesen Pflanzen mehrere Arten gibt. Um Missverständnissen vorzubeugen, gibt es internationale Regeln zur Benennung von Arten. Diese Nomenklatur wird als Disziplin der wissenschaftlichen Benennung von Lebewesen bezeichnet. Die botanischen Namen werden durch den «Internationalen Code der Nomenklatur für Algen, Pilze und Pflanzen» geregelt.
Häufig werden dem Artnamen weitere Abkürzungen angehängt. Diese Abkürzungen sollen an folgenden Beispielen erklärt werden:
Hybride
Eine Hybride ist ein Individuum, das aus einer Kreuzung hervorgegangen ist. In der Botanik wird der Begriff «Hybride» für die Nachkommen der absichtlichen Kreuzung (Pflanzenzucht) oder natürlichen Kreuzung von Pflanzen aus verschiedenen Gattungen, Arten oder Unterarten verwendet. Hybridsaatgut wird mit F1 gekennzeichnet. Hybriden sind meist nur beschränkt fortpflanzungsfähig oder ganz steril und können nicht weitervermehrt werden. Die botanische Kennzeichnung von Hybriden erfolgt durch ein ×. Botanische Hybriden enthalten ein × zwischen Gattungsname und Artname.
Hybride
Bei Arthybriden wird dieses kleine Kreuz zwischen die Elternartnamen gesetzt, bei Gattungshybriden vor die beiden Gattungsnamen. Innerhalb der Gattung der Weiden (Salix) kommen natürlicherweise Hybride vor: So ist die Fahlweide (Salix × rubens) eine Kreuzung zwischen Salix fragilis und der Silberweide (Salix alba) und die Fuchsschwanz-Weide (Salix ×alopecuroides) eine Kreuzung zwischen Salix triandra und Salix fragilis.
Sorte (Cultivar)
Zur Unterscheidung von Varianten einer Zier- oder Nutzpflanzenart wurde in der Pflanzenzüchtung der Begriff «Sorte» (Cultivar) eingeführt. Der Begriff ist weitgehend unabhängig von den taxonomischen Rangstufen und kann daher meist nicht mit Unterarten, Varietäten oder Formen gleichgesetzt werden. Die Sorte entsteht durch Züchtung oder Auslese und unterscheidet sich durch verschiedene Merkmale wie Blütenfarbe, Grösse oder Blattmusterung von anderen Sorten der gleichen Art. Es ist eine Gruppe von Pflanzen einer Art, die wegen einer Eigenschaft oder einer Kombination mehrerer Eigenschaften selektiert wurde, bezüglich dieser Eigenschaften verschieden, einheitlich und stabil bleibt sowie diese Eigenschaften bei zweckmässiger Vermehrung behält. Die neue Form dieser Pflanzenart wird dann als Sorte bezeichnet und erhält einen eigenen Sortennamen.
Hybride
Der Internationale Code der Nomenklatur der Kulturpflanzen (International Code of Nomenclature for Cultivated Plants [ICNCP]) regelt die einheitliche Benennung von Kulturpflanzen-Sorten. Die in der Pflanzenzucht verbreiteten Begriffe «Sorte» oder auch «Form» entsprechen in der Regel dem Begriff «Cultivar». Früher wurde zur Kennzeichnung von Cultivaren die Abkürzung «cv. » verwendet. Heute sollen Cultivarnamen oder Sorten in einfache obere Anführungszeichen hinter den botanischen Namen der Art oder Gattung angehängt werden. Beispielsweise bezeichnet der botanische Name Ribes uva-crispa ‹Invicta› die Stachelbeerensorte «Invicta» und der Name Malus domestica ‹Gala› eine bekannte Apfelsorte.